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Langzeittest: Challenge Tires – der Limus Pro Open Tubular

Die Marke Challenge, seit Herbst letzten Jahres bei HIBIKE im Programm, ist kein Neuling im Cyclocross-Sport. Ich habe mich ein bisschen genauer mit der Marke beschäftigt und kann euch näheres vom Limus Pro berichten, den ich nun schon längere Zeit im Einsatz habe.

Über Challenge Tires
Und was sind eigentlich „Open Tubular Reifen“?

Seit mehr als 10 Jahren sind die Reifen der italienischen Marke aus der Szene nicht mehr wegzudenken und haben bereits Cyclocross-Weltmeister zum Titel verholfen. Allem voran mit ihrem wohl bekanntesten Modell dem „Grifo“ haben sie sich über die Jahre zu Recht einen Namen gemacht. Mittlerweile wurde die Palette um einige Modelle aufgestockt.
Challenge bietet derzeit neben diversen Cyclocross-Reifen unter anderem Rennradreifen und, als einer der ersten, auch Gravelreifen an. Die meisten Modelle gibt es sowohl als Schlauchreifenausführung, also Reifen, welche auf die Felgen geklebt werden, als auch als Clincher / Faltreifen. Letztere werden aufgrund der Fertigungsweise bei Challenge als Open Tubular bezeichnet. Das bedeutet, neben der handgeklebten Lauffläche, im Gegensatz zu sonst üblichen vulkanisierten, dass die Reifen im Prinzip wie Schlauchreifen gefertigt werden ohne diese jedoch unten zu schließen (daher Open Tubular). So dass sie – wie normale Faltreifen – mit einem Schlauch bestückt auf die Felge aufgezogen werden können. Die Fahreigenschaften, speziell das Abrollverhalten, kommen laut Challenge extrem nah an die von „echten Tubular“ heran. Die Reifen sind jedoch deutlich alltagstauglicher, da im Falle einer Panne, einfach wie üblich der Schlauch gewechselt wird. Näheres zum Open Tubular Prinzip gibts hier auf www.challengetech.it.

Ich bin nun bereits seit ca. 10 Jahren immer wieder mit meinem Crosser unterwegs und habe dabei diverse Reifen ausprobiert. Schlauchreifen und Faltreifen, Reifen von Herstellern wie Maxxis, Michelin, Continental, Clement oder auch FMB, die im Profibereich gefahren werden. Für mich stehen vor allem gute Rolleigenschaften und Grip bei einem Querfeldeinreifen im Vordergrund. Vor ein paar Jahren bin ich daraufhin auf die Reifen von Challenge gestoßen und war direkt begeistert von ihrem Flagschiff mit Allroundprofil, dem „Grifo Open“.

Ein neuer Matschreifen muss her

Da kam die Nachricht, Challenge jetzt neu im HIBIKE Portfolio! …Wow, schnell hatte ich mich entschlossen einen neuen Matschreifen zu kaufen. Denn wie heißt es doch so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Reifen“ oder so ähnlich. 🙂
Zuletzt hatte ich für diesen Einsatzbereich Clement PDX und die leider nicht mehr erhältlichen Fango von Challenge.
Der PDX war nicht schlecht aber zu pannenanfällig und nicht sehr geschmeidig im Abrollen.
Zum Glück hat Challenge hier gleich 2 Modelle im Angebot: Den Limus PRO und den Baby Limus PRO.

Während der Baby Limus noch recht neu bei Challenge ist, hat sich der Limus hingegen schon bewährt. Da ich ihn schon länger im Auge hatte, habe ich mich nun für ihn entschieden und zwar in der Open Tulubar Version, also als Clincher/ Faltreifen, da ich eigentlich keine Cross-Wettkämpfe fahre und daher die klassische Reifen + Schlauch Kombi bevorzuge.
Die Schlauchreifen (Tubular) sind außerdem deutlich teurer und ich möchte im Ernstfall nicht im Gelände auch noch mit Pannenmilch herumhantieren müssen.

Der Limus PRO – kommen wir zum Wesentlichen

Der Limus kommt mit schicker klassischer hellbrauner Seitenwand – auch Skinwall genannt – aus Super Polyamid. Nicht ganz so geschmeidig im Abrollverhalten wie Baumwolle oder Seide, aber dafür auch deutlich günstiger. Baumwolle und Seide werden vor allem bei den Schlauchreifen-Ausführungen verwendet, welche zumeist im Profi-Sport zum Einsatz kommen.
Aus der Packung heraus fühlen sich die handgefertigten Reifen schon sehr geschmeidig an und auch die Verarbeitung ist auf Topniveau.
Um hier marktfähig zu sein, werden die Reifen schon seit Jahren in Thailand gefertigt. Der Fertigungsprozess und auch die Qualitätskontrolle scheinen hier auf jeden Fall sehr gut, da ich erstmal „out of the box“ nichts zu meckern habe und mir bisher auch nichts Negatives zu Ohren gekommen ist.

Das Gewicht

…würde ich mit 379 Gramm als weder sehr leicht noch sehr schwer einschätzen. Da es nur wenige Anbieter gibt, die derartige Schlamm-/Matsch-Modelle im Sortiment haben, habe ich leider kaum Vergleichsmöglichkeiten. Der Clement PDX, den ich zuletzt hatte, war jedenfalls auf einem ähnlichen Niveau mit 350 Gramm. Allerdings mit 120 TPI Karkasse.
Der Limus PRO kommt hingegen mit 300 TPI (Threads Per Inch) (!) und ist damit auch weniger anfällig für Stichverletzungen oder Durchschläge.
Zusätzlich wurde hier noch ein Puncture Protection System (PPS) unter die Lauffläche eingearbeitet.
Aufgrund ihrer Nähe zum Rennsport hat Challenge den Cyclocross-Modellen ein 33 Millimeter breites, UCI-konformes Profil verpasst. So auch beim Limus PRO.
Auf meinen 23mm breiten Felgen kommt er sogar etwas schmaler daher. Also voll renntauglich und perfekt für tiefen schlammigen Boden.

Das Profil

…ist für Schlammreifen typisch, mit höheren, weiter auseinanderliegenden Stollen ausgestattet. Dies garantiert ausreichend Grip und beste Selbstreinigungseigenschaften.
Aufgrund der Anordnung der äußeren Stollen, hat der Reifen zwei mögliche Laufrichtungen. Eine für mehr Traktion (die Spitze des Y-Profils zeigt nach hinten) und eine für weniger Rollenwiderstand (Spitze des Y-Profils zeigt nach vorn).
Um die vollen Eigenschaften und die Nähe zum „echten“ Schlauchreifen besser testen zu können, habe ich gleich noch 2 passende Latex-Cross-Schläuche von Challenge besorgt. Besten dank hier nochmal an MCG für den Support!

Vergleich Baby Limus, Grifo und Limus

So, nun ging´s ans Aufziehen

Da dies nicht meine ersten Challenge Reifen sind, wusste ich schon, was nun kommt.
Aufgrund der sehr platten Bauweise – hier ist nichts vorgeformt – ist die Erstmontage, sagen wir mal, nicht ganz einfach und erfordert etwas mehr Kraft und auch Geduld. Ich verspreche aber, dass es beim erneuten Aufziehen, falls nötig, deutlich einfacher geht. Bezüglich der Laufrichtung habe ich mich für Traktion hinten und vorne entschieden, da ich sehen wollte, wie gut ich auch in extremem Terrain noch vorankomme.
Aufgezogen kommt bei mir immer gleich das Wow!-Gefühl auf. Die Dinger sehen einfach verdammt sexy aus. Und mal ehrlich, Skinwall geht immer, oder ?!
Da sie aber zum rumstehen und anschauen zu schade sind, ging es direkt raus ins Gelände. 🙂

So schlägt sich der Limus Pro im Test

Erster Test war eine ausgiebige Runde durch den Niddapark bei mir ums Eck. Hier ging´s über Asphalt, Schotter, mittel-weichen Boden, Gras und dann Matsch und tiefem Schlamm. Gestartet bin ich (ca. 78kg) mit 3,5 bar vorne und 3,8 bar hinten. Genug Reserve, um noch etwas runtergehen zu können, zumal der erste Teil der Strecke eher härteren Boden beinhaltete.
Trotz des aggressiven Profils, fühlten sie sich aber auch auf Hardpack (festgefahrener Waldboden) sehr schnell an. Auf Asphalt wäre ich in den Kurven etwas vorsichtig. Aber selbst bei leicht weichem Boden spürt man schon was der Limus für ein Potenzial hat. Selbst in engen Kurven bot er super Grip oder klebte quasi am Boden.
Also, dann direkt mal auf die ersten Schlamm-Sections zugesteuert und erstmal vorsichtig angetestet. Keine Spur von Ausbrechen oder Schlingern. Alles klar, dann also mit mehr Mut und Geschwindigkeit gleich nochmal durch und selbst da war das Rad immer kontrollierbar.
Ein Blick auf die Reifen zeigte dann auch schon einen der Gründe. Das Profil war komplett frei von Schlamm oder Dreck. Die Anordnung der Stollen sorgen hier für schnelle Befreiung vom Dreck, sodass immer genügend Grip vorhanden ist. Zusätzlich hilft natürlich die Breite mit (nur) knapp 33mm um hier nicht stecken zu bleiben.
Wie ein Kleinkind, dass von einer Pfütze zur nächsten rennt und reinspringt, habe ich dann nach allen Wegen mit Schlamm und Matsch gesucht die ich finden konnte bis hin zu einer im Wasser stehenden Wiese. Und selbst bei dieser Extrembedingung musste ich nicht einmal absteigen, obwohl ich schon etwas mit dem Bike kämpfen musste, trotz immernoch vorhandenem Grip
wohlgemerkt.
Hammer !

 

Egal welche Jahreszeit

Da ich über den kompletten Winter testen konnte, hatte ich auch Gelegenheit die Limus PRO im Schnee mal auszuprobieren. Hier wars dann doch recht eindeutig. Bei Pulver-/Tiefschnee gings mit Höchsttempo durch den Park und Wald. Bei Abschnitten mit Eis und festgetretenem Schneematsch ist hier aber auch für den Limus Schluss. Bei einfachem Schneematsch wäre mit besserer Radkontrolle sicher noch mehr gegangen auch wenn man wohl schon etwas am Rutschen ist.

Da sich die Bodenverhältnisse im Frühjahr teilweise mit denen im Herbst decken – matschig und durch Regen aufgeweicht- ist der Limus auch in dieser Jahreszeit in seinem Element.

Pannensicherheit

Ebenso wichtig war das Thema Pannensicherheit. Auch hier kann ich nur Positives sagen. Bisher bin ich komplett pannenfrei geblieben. Ein, zwei kleine Stellen an denen etwas in die Lauffläche kam sind zu sehen. Das Protecture System hat mich aber vor einem Platten bewahrt. Der Verschleiß ist auch nach ca. 300km Geländeeinsatz recht gering .Bei einem längeren Einatz auf Hardpack wie z.b. Asphalt oder Schotter wäre dieser allerdings deutlich stärker ausgefallen, aber der Limus ist nunmal auch kein Allround Reifen sondern ein waschechter Matsch-und Schlammexperte.

Fazit

Der Limus PRO ist ein Cross-Faltreifen auf absolutem Topniveau für den ich bisher keine Konkurrenz gefunden habe und das zu einem absolut fairen, wenn nicht sogar günstigen Preis. Er fühlt sich in der Tat wie ein Tubular an, ich konnte jedenfalls keinen Unterschied feststellen. Zumindest bei dem von mir gefahren Luftdruck, bietet ein Tubular wohl auch keinen wirklichen Vorteil.
Ich würde auf jeden Fall empfehlen, ihn mit Latexschlauch zu fahren, da der Unterschied mit Butylschlauch, speziell im Abrollverhalten, schon deutlich zu spüren ist.
Und noch eine schöne Sache zur Optik, die ich am Challenge Limus PRO schätze: Nach zahlreichen Ausfahrten bei unterschiedlichsten Bedingungen, die Karkasse sieht noch immer aus wie neu! Im Gegensatz zu früheren Skinwall Reifen, die hier schnell unschön dreckig aussehen und auch bleiben, hält beim Limus der Look offensichtlich länger an. Grund dafür könnte wohl die behandelte Seitenwand sein, die ähnlich einer Imprägnierung Schlamm und Wasser abperlen lässt, statt dass es ins Gewebe einzieht. Großartig!

Also von mir gibts eine klare Kaufempfehlung!

Sven
Ein Beitrag von: Sven – HIBIKE Produktdatenmanagement

5 thoughts on “Langzeittest: Challenge Tires – der Limus Pro Open Tubular

  1. Hallo!
    Vielen Dank für den sehr ausführlichen Testbericht!
    Ich habe die Reifen heute aufgezogen und bin schon neugierig wie sich die bei den Rennen schlagen.

    1. Hallo Zlatan, es freut uns sehr, dass dir unser Bericht gefallen hat. Lass uns gerne wissen, welche Erfahrungen du mit dem Reifen sammeln konntest! Viel Erfolg bei den Rennen.
      Beste Grüße, Nick – HIBIKE-Marketing

      1. Zusatz:
        Ich habe die Tubeless Reifen (120 Euro) montiert, war nicht ganz einfach aber ich habe es geschafft. Ein Reifen (vorne) wurde auch gleich dicht , beim anderen entweicht über die Flanken noch immer Luft. Hoffentlich wird es nach einigen Ausfahrten besser.
        Schöne Grüße

  2. Zum Luftdruck, ich bringe 74kg auf die Waage und fahre den Reifen immer so mit 2 bar ohne Probleme, im Rennen sogar zum Teil nur mit 1,8 Bar. Ich bin sogar ein Rennen mit noch weniger Luftdruck gefahren wo ich echt verwundert war das es ging. Der Reifen sitzt trotzdem fest auf der Felge und es ist keine Tubeless Felge!!!!
    Aber man muss auch sagen mit so was muss man sich herantasten.

    1. Hallo Jörg,

      vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Stark, dass der Reifen bei dir auch solche niedrigen Drücke mitgemacht hat. Das zeigt nochmals die Qualität und das Können des Reifens. Unser Tester Sven ist erfahrungsgemäß immer mit etwas höherem Luftdruck unterwegs. Sicherlich ist dies auch ein bisschen Geschmackssache und, wie du bereits schriebst, muss man sich hier auch Stück für Stück herantasten.

      Ride on und beste Grüße,
      Nick – HIBIKE-Marketing

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