Der Name Deuter ist kein neuer in der Bike-Branche und sollte den meisten wohl ein Begriff sein. Mit dem Deuter Race Air wollen die Augsburger nun vor allem Biker ansprechen, die „Abseits der ausgetretenen Pfade“ unterwegs sind. Ob der Race Air das kann? Genau das will ich herausfinden.
Erster Eindruck des Deuter Race Air
Als ich den Race Air zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich beeindruckt. Ziemlich kompakt! Dennoch bietet der Rucksack 10L Stauraum und ist mit 74,95€ echt günstig. Zudem war ich verwundert darüber, dass das aufwändig konstruierte Tragesystem des Race Air kaum ins Gewicht zu schlagen scheint, denn laut Hersteller soll der Race Air nur 800g auf die Waage bringen. Auch die Verarbeitungsqualität des Rucksacks beeindruckte mich und wurde von mir, wenn auch unbeabsichtigt, gleich in extremer Form getestet: Beim aus dem Auto ausladen, klemmte sich einer der Hüftgurte unbemerkt in der Autotür fest. Ich legte den Rucksack also über die Schulter und spazierte los und war recht verdutzt, als ich auf einmal auf dem Hintern neben meinem Auto saß! Zumindest kann ich nun mit Sicherheit sagen, dass Deuter beim Race Air auf ein sehr reißfestes, stabiles und hochwertiges Material zurückgegriffen hat, das sich nicht mal von scharfkantigen Auto-Türen beeindrucken lässt. Im wahrsten Sinne des Wortes eine stabile Leistung.
Design und Sichtbarkeit
Von meinem „Autounfall“ noch etwas zerzaust, schaute ich mir den Race Air dann einmal genauer an. Meine Gedanken bei genauerem Betrachten lassen sich ziemlich einfach zusammenfassen: Wenn man den Deuter trägt, wird sich zwar niemand erstaunt umdrehen, um das einzigartige Kunstwerk auf deinem Rücken zu bewundern, aber es wird auch niemand schreiend mit den Händen vor den Augen davon laufen. Was ich damit sagen will? Deuter tut mit dem Design des Race Air niemandem weh und kann mit dieser schlichten und einfachen Optik eine breite Masse an Kunden ansprechen. Positiv erwähnen möchte ich die zwei Reflektorstreifen, die auch abends und nachts dafür sorgen, dass der Träger des Race Air noch gut gesehen wird. Sehr löblich! Alternativ kann man natürlich auch das enthaltene, neongelbe Raincover über den Rucksack ziehen, damit wird man selbst in einem schwarzen Loch noch gut gesehen. Das Design als Gesamtes würde ich als gelungen bezeichnen.
Fachaufteilung und Funktionalität
Das Hauptfach ist schön geräumig, bietet ausreichend Platz für Regenjacke, Wechseltrikot, Riegel/Gels und was man noch so alles braucht. Ein nettes Feature ist die Kompatibilität mit dem Deuter Trinkblasen-System. Falls man auf dieses verzichten will, finden sich aber auf der Außenseite zwei elastische Seitentaschen, die Trinkflaschen aufnehmen können. Und auch in den Rucksack passt bestimmt noch eine Trinkflasche. Das kleinere der beiden Innenfächer, ich nenne es mal Werkzeugfach, bietet mehrere kleinere und größere Taschen und Einschübe für die Organisation des Werkzeugs oder anderer Dinge. Leider ist das Werkzeugfach nicht ausklapp- oder herausnehmbar, bietet aber dennoch einen guten Zugriff auf das Werkzeug und ist geräumig genug um Pumpe, Dämpferpumpe, Ersatzschlauch (sogar in 650B+) und Tool ganz locker aufzunehmen. Auch das berüchtigte Thema „wohin mit dem Hausschlüssel“ wurde berücksichtigt. Im obersten Fach des Werkzeugfachs findet sich ein Clip, um diesen zu befestigen. Übrigens ist der Race Air auch abseits des Trails ein super Begleiter. Wer seinen Alltag mit leichtem Gepäck durchlebt, bekommt dort im Notfall alles für einen Tag im Büro unter. Meinen Berufsschulalltag bewältigt er ohne Probleme.
Komfort und Sitz
Wie beim Vorgänger, lastet der Rucksack hauptsächlich auf dem unteren Rückenbereich, um möglichst viel Druck von den Schultern zu nehmen. Für mich war das, trotz meines anfälligem Lendenwirbelbereich, allerdings unproblematisch und hat den Tragekomfort nicht beeinträchtigt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Rucksack irgendwo drückt, was sich bei einem Ganztagesausflug zum Regionalparkturm an den Weilbacher Kiesgruben auch bestätigte! Auch für Frauen sollte der Rucksack gut passen. Durch den höhenverstellbaren Brustgurt, ist es möglich den Rucksack oberhalb der Brust zu fixieren, um Druck auf der Brust zu verhindern. Meine Freundin und ich waren uns einig, dass das Tragesystem auch für Frauen gut funktioniert und sich gut auf ihre, im Vergleich zu meiner, etwas breiteren Hüfte und ihr etwas schmaleres Kreuz super anpassen ließ, ohne dabei an Tragekomfort zu verlieren.
Test mit Startschwierigkeiten
Pünktlich zum Test stellte sich natürlich schlechtes Wetter und Regen ein. Nach mehrmaligem Checken von Wettercams in der Umgebung und Zeugenaussagen, die von durchmatschten Trails berichteten, war klar, dass ich den Test im Wald verschieben musste. Schließlich wollte ich mich ja auf den Rucksack konzentrieren und nicht darauf, nicht vom Rad zu fallen. Laut Deuters Beschreibung eignet sich der Race Air für jeden Einsatzbereich, auch abseits ausgetretener Pfade. Das brachte mich auf die Idee, die eigentlichen „Pfade“ des Mountainbikings zu verlassen und den Rucksack, in einer guten Urban-Freeride-Runde in und um um mein Heimatstädtchen zu testen. Da ist von dicken Treppensets, bis hin zu diversen Sprüngen alles dabei. Wenn man das Ganze flott fährt, kann man sogar das Netzdesign, das sich vom Rückenteil bis hin zu den Hüftflossen zieht und übermäßiges Schwitzen verhindern soll, mal auf Funktion prüfen. Gesagt, getan…
Der Deuter Race Air in der Praxis
Nach abgeschlossener Runde dann das große Fragezeichen: Wie war er denn nun? Eine gute und berechtigte Frage bei einem Rucksack, den man kaum mehr merkt, sobald man ihn auf hat! Obwohl er voll bepackt mit einer Actioncam, einer Spiegelreflexkamera, 1,5L Wasser, Tools und Ersatzschlauch war, saß der Race Air super stabil, immer zentral und sehr angenehm auf dem Rücken. Sprünge, Sprints, und sogar eine kleine Runde auf dem Skatepark waren kein Problem. Der Rucksack bleibt wo er hingehört, egal wie viel ich auch hüpfe. Ansonsten fällt ein angenehmer Luftzug um die Rückenpartie auf, wohl ein gutes Indiz dafür, dass die Netzkonstruktion das Versprechen hält das Deuter macht. Ich habe jedenfalls weitaus weniger geschwitzt als mit meinem vorherigen Rucksack und allein das ist schon eine große Erleichterung. Auch, habe ich bei meinem alten Rucksack oft das Problem, dass mein Helm bei steilen Passagen auf dem Rucksack aufliegt und ich den Kopf nicht ausreichend in den Nacken legen konnte. Beim Race Air war das kein Problem! Das einzige wo es wirklich knapp war, war die Länge der Schultergurte. Zugegeben bin ich mit meinen 1.80m nicht riesig, jedoch habe ich einen sehr langen Oberkörper, was dazu führte, dass, wenn ich den Rucksack wirklich auf der Hüfte tragen wollte, ich die Träger in die längste Einstellung bringen musste. Zwar hat es noch gepasst und ich habe einen für meine Körperhöhe vergleichsweise langen Oberkörper, wenn jemand jedoch 1.90m oder größer ist und einen ähnliche Statur hat wie ich, wird er den Race Air vermutlich nicht mehr 100%ig auf der Hüfte tragen können.
Mit dem Rucksack auf den Trails
Nach wenigen Tagen war es dann endlich soweit: Das Wetter war gut und ich konnte endlich auf die Trails! Ich schnappte also mein Zeug, setzte den Helm auf, warf mir den Race Air über und düste los. Auch bei schweißtreibenden Up-Hills und langen Tretpassagen bleibt der Deuter cool. Die Belüftung funktioniert klasse und man schwitzt nur unter den Schultergurten etwas mehr. Aber irgendwo muss der Rucksack ja aufliegen, um Halt zu finden, also finde ich das nicht weiter schlimm. Um die Rückenpartie und Hüfte ist der Deuter richtig schön luftig. Es gibt kaum Stellen an denen er für Hitzestau sorgt. Auf den Trails setzte sich das erprobte Bild fort. Obwohl ich alles gab, um den Deuter zu fordern, verrutschte er nicht. Er saß auch hier wieder stabil und zentral auf dem Rücken und nicht mal eine ungleichmäßige Beladung ließ ihn zu einer Seite meines Rücken rutschen.
Fazit zum Deuter Race Air
Somit komme ich zu meinem vorläufigem Fazit:
Der Air Race kann für Tagestouren dein bester Kumpel werden! Er sitz stabil auf dem Rücken, verteilt auch schwerere Lasten gut und ist super belüftet. Auch Sprünge, Sprints oder raues Terrain lassen ihn nicht verrutschen. Besonders gut wird der Deuter Air Race seinen Belüftungs-Vorteil in den wärmeren Monaten des Jahres ausspielen können. Denn da kann sein Netz-Tragesystem richtig punkten: Wer stärker als nötig schwitzt verliert unnötig viel Flüssigkeit, diesem Problem wirkt der Deuter Air Race konsequent entgegen. Zudem punktet er mit vielen nachrüstbaren Features, wie dem Trinkblasen-System von Deuter oder einem nachrüstbaren Helm-Netz, als auch einem gut organisiertem Werkzeugfach, sowie verdächtig viel Stauraum für so einen kompakten Rucksack. Ich werde den Rucksack auf jeden Fall zu meinem neuen Begleiter machen. Nach meiner bisherigen Erfahrung kann ich aber guten Gewissens sagen, dass der Race Air von Deuter seinen Preis wert ist.