Als das neue Enduro Paket hat Schwalbe uns eine Kombi aus Magic Mary am Vorder- und Big Betty am Hinterrad empfohlen. Um etwas Gewicht zu sparen und auch die Kletterperformance nicht zu sehr leiden zu lassen, wurde hierbei am Vorderrad auf die Supertrail Karkasse und am Hinterrad für Stabilität und gute Dämpfung die Super Gravity Karkasse ausgewählt. Wie sich diese Reifenkombi „im Feld“ schlägt erfahrt Ihr in Jan und Nick’s Testbericht.
Montage
Nachdem Jan und Ich unsere alten Reifen demontiert hatten, montierten wir die beiden Reifen auf unseren Felgen. Bevor wir Luft aufpumpten nutzten wir Schwalbes Easy-Fit und trugen es auf die Reifenflanken auf. Zudem füllten wir jeweils zwischen 80 und 100 ml Schwalbe Doc Blue Dichtflüssigkeit in die Reifen. Ich verbaute mir außerdem auch noch eine Pepis Tire Noodle auf dem Hinterrad. Nach etwas pumpen sprangen die Reifen sofort in die Flanken der Felge. Da lässt sich nicht meckern.
Technische Daten
Gewicht, selbst gewogen auf der Parktool DS-2 Waage:
Magic Mary: Super Trail 27,5×2,4″: 1240g
Big Betty: Super Gravity 27,5×2,4″: 1250g
Weiterhin haben wir die Reifenbreite der Magic Mary auf einer Felge mit 30mm Innenbreite gemessen und kamen auf: 61 mm*. Ziemlich genau gleich groß wie die vorher installierte Magic Mary in 2,35″.
*Gemessen wurde direkt nach dem Aufziehen der Reifen mit „0 km“.
Auf Kletterpartie mit den neuen „Super“-Reifen
Nach der Montage hieß es dann erst einmal ab zum Uphill! Jan und Ich trafen uns für einen gemeinsamen „First Ride“. Wir machten uns von Kronberg auf den Weg in den hessischen Taunus. Einige Rampen warteten bereits auf uns. Für mich als Enduro-Racer, der das ganze Jahr über sowohl vorne also auch hinten Schwalbes SuperGravity Karkasse fährt, fühlte sich der Uphill normal an. Die Big Betty bringt jedoch gefühlt etwas mehr Rollwiderstand mit, als es der Hans Dampf in selbiger Mischung tat. Für mich war dies jedoch nicht signifikant. Jan hatte jedoch etwas mehr zu kämpfen – kein Wunder, denn die Reifen wiegen ja pro Stück auch knappe 400g mehr als es seine vorherigen SnakeSkin Schwalbe-Reifen tun. Fährt man jedoch mal ein Stück abseits der Forstwege so zeichnet sich die Reifenkombination durch ein hervorragendes Kletterverhalten aus. Am Hinterrad generiert die „Big Betty“ grandiosen Grip, der auch auf Steinen und Wurzeln nicht verloren geht, während der Magic Mary unser „Schiff“ zielsicher führt und leitet.
Schwalbes Enduro-Reifen auf dem Trail
Nun ist für uns Enduro Fahrer der Uphill ja doch eher irrelevant. Jan und Ich machten uns also gleich los in den ersten Trail. Die ersten Anlieger und Kurven fühlten sich doch etwas ungewohnt an. Gefühlt rutschte das Hinterrad relativ schnell in trockenen und wurzeligen Kurven. Dank der weichen Gummimischung und der stabilen Karkasse konnten wir jedoch beide einen niedrigen Druck von unter 1,6 Bar am hinteren Rad fahren. So änderte sich unser Eindruck schnell, denn mit etwas mehr Vertrauen in die Reifen und dem aufkommenden Tempo konnten wir einen hervorragenden Kurvengrip generieren, nicht zuletzt dank des niedrigen Reifendrucks. Die SuperGravity Karkasse machte auch in Anliegern mit viel Kompression nicht schlapp, sondern versicherte uns ein gutes Gefühl und keinerlei Wanken des Reifens.
Meines Erachten nach rollen die Reifen bergab zudem etwas besser als es die Kombination „Magic Mary / Hans Dampf mit SuperGravity Karkasse“ zuvor tat, aber natürlich fehlt uns hier ein Labortest.
Nach der ersten Fahrt waren also sowohl Jan, als auch Ich durchweg von der Reifenkombination begeistert, einziges Manko: die Reifen sind trotz der etwas leichteren SuperTrail Karkasse an der Front nicht die Leichtesten.
Einsatz im Bikepark
Glücklicherweise durfte ich die beiden Reifen auch nochmals testen, als es dann richtig zur Sache ging, nämlich im Bikepark. Wer französische Parks kennt, der weiß, dass es hier nicht selten steinig, steil und wurzelig ist. Zur Zeit meines Besuches war es zusätzlich auch noch nass und so stellenweise aalglatt. Weitestgehend bestätige sich hier auch mein erster Eindruck: Die Reifenkombi liebt Anlieger! In Anliegern rutschte ich grundsätzlich nie, und dank der sehr stabilen SuperGravity Karkasse am Hinterrad kam es auch hier zu keinerlei Burping. Dies galt sowohl für nasse, als auch für sandige Bedingungen. Leider bleiben mir auch einige Durchschläge nicht erspart. Zu meinem Erstaunen konnte jedoch auch der SuperTrail Magic Mary diesbezüglich begeistern – ich verlor weder Luft, noch entstanden Löcher oder Risse im Reifen. Auch Jan konnte dies bestätigen, im gesamten Testzeitraum hatte auch er keinerlei Probleme mit platten Reifen. Ob ich der Kombination SuperGravity an Vorderrad und Hinterrad bald abschwören werde?
Steine und Wurzeln meisterte die Reifenkombination auch problemlos, nasse Steine mag die Big Betty jedoch weniger, denn besonders beim Bremsen auf solchen fühlte ich mich stellenweise etwas unkontrolliert. Dies muss ich jedoch auch auf die Bremstraktion auf nassem und hartem Boden verallgemeinern, diesen Zustand mag die Betty einfach nicht. Wahrscheinlich bieten die hohen Stollen in diesem Fall zu wenig Auflagefläche. Dafür ist die Bremstraktion unter trockenen Bedingungen, oder auch auf losem und tiefem Untergrund ein absoluter Traum!
Dämpfung und Komfort
Neben diesen allgemeinen Erfahrungswerten interessiert uns persönlich immer sehr wie ein Reifen dämpft. Unserer Meinung nach dämpft die ADDIX Soft Mischung den Enduro- und Trail-Biker optimal, für den Einsatz im Downhill-Bereich oder bei extremen Enduro-Rennen würde ich mir aber etwas mehr Komfort wünschen. Hier schafft es Schwalbe leider noch nicht an den Pendants von Maxxis vorbeizuziehen. Neben diesem kleinen Wehmutstropfen lässt sich jedoch eine unglaublich lange Haltbarkeit der Reifen feststellen! Selbst nach tausenden Tiefenmetern, einigen Touren und drei Tagen Bikepark sehen sowohl Vorderreifen als auch Hinterreifen noch sehr gut aus. Da verzichten Jan und ich doch gerne mal auf etwas Dämpfung.
Unser Fazit zu der Schwalbe Enduro-Reifenkombi Magic Mary und Big Betty
Die Reifenkombination hat uns durchweg begeistern können. Der Fokus liegt hier jedoch ganz klar auf Enduro & Trailtouren bzw. dem Einsatz bei Enduro-Rennen und weniger auf dem Einsatz auf brettharten Bikepark-Strecken. Durch die SuperTrail Karkasse kann man am Vorderrad etwas Gewicht sparen, ohne Stabilität einbüßen zu müssen. Die SuperGravity Karkasse am Hinterrad überzeugt hingegen mit unglaublicher Stabilität, auch wenn man hier ein paar Gramm mehr bewegen muss. Für die leichten Fahrer oder diejenigen die ihre Linienwahl im Griff haben, muss es nicht immer die „dickste Karkasse“ sein, hier kann auch gerne auf die Super Trail am Hinterrad zurückgegriffen werden.
Schwalbe Reifen mit Super-Karkasse